Beckenbodenbeschwerden umfassen zwei Gruppen von Störungen: Inkontinenz und Obstruktion
- Inkontinenz: Ungewollter Abgang von Urin oder Stuhl oder beidem
Es gibt zwei Unterformen der Urininkontinenz: Stressinkontinenz und Dranginkontinenz
- Obstruktion: Verstopfung, Urinabflussstörung und Vaginismus als komplexe Funktionsstörungen
Beide Problemkreise können zusätzlich mit Senkungserscheinungen vergesellschaftet sein.
Therapie
Funktionsstörungen des Beckenbodens sprechen gut auf ein gezieltes Funktionstraining an. Bei Inkontinenz ist ein gut geführtes und regelmässiges Training wichtig. Training in Kombination mit Bio-Feedback ist effektiver als Training ohne Bio-Feedback. Gleiches gilt für die Kombination mit Blasentraining. Keine gesicherte Wirksamkeit hingegen gibt es für die Kombination mit Elektrostimulation, Vaginalkugeln oder Pessaren. Medikamente und postmenopausale Hormontherapie haben ihren festen Platz in der Inkontinenz-Therapie. Auch bei Senkungserscheinungen und Prolaps gibt es wissenschaftliche Evidenz für die Wirksamkeit eines gezieltes Funktionstrainings.
Der Nutzen einer ringförmige Unterspritzung der Harnröhren Schleimhaut mit einer feinen Nadel ist derzeit nicht gesichert und wird nicht empfohlen.
Operation
Bei schweren Funktionsstörungen können operative Eingriffe unumgänglich werden. Klassisch ist die Umschlingung der Harnröhre mit einem Bändchen. Situativ kommen verschiedene operative mit Zugang durch die Vagina oder durch die Bauchdecke zum Einsatz.
Tipp
Das Wichtigste beim Beckenbodentraining sind Wahrnehmung, Timing und Schnellkraft. Der Beckenboden muss sich beim Lachen, Husten oder auf Treppe innert 200 Millisekunden kräftig anspannen. Genau das muss geübt werden, soll das Beckenboden Funktionstraining nachhaltig nutzen.
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