Max Mustermann hat Knieschmerzen auf der Innenseite rechts, vor allem beim Gehen und treppab. Das MRI zeigt eine beginnende Kniearthrose sowie ein paar kleine Risse im Innenmeniskus. Der Hausarzt hat 9 x Physiotherapie verordnet. Herr Mustermann macht sich auf den Weg...
Perspektive | Physiotherapie | Spiraldynamik |
---|---|---|
Patient | Behandlung Therapieeffekt |
Befähigung Lerneffekt |
Therapeut | Lokalbefund Fachkompetenz |
Globalfunktion Empowerment |
Wissensfundament | Evidenz Durchschnittsnorm |
Spiralprinzip Ordnungsnorm |
Krankenkasse | Schulmedizin Grundversicherung |
Komplementärmedizin Zusatzversicherung |
Gleich beim ersten Physiotherapie Termin wird klar: Schwache Oberschenkelmuskulatur! Kein Wunder schmerzt das Knie. Und schon gehts los mit der Trainingstherapie. Der Nutzen von Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit bei Kniearthrose ist wissenschaftlich belegt: reduziert die Schmerzen und verbessert die Funktion. Hohe Belastungsintensität im Krafttraining hingegen scheint kontraproduktiv zu sein. Wird das Training nach Therapieende nicht weitergeführt, verschwindet der Therapieeffekt und damit der Benefit wieder. Sollte es mit dem Krafttraining nicht klappen – egal ob aufgrund einer Schmerzzunahme nach jedem Training oder aufgrund fehlender Motivation – schmelzen die evidenz-basierten Therapieoptionen wie Schnee an der Sonne. Gemäss S2k Leitlinie Gonarthrose können noch Stosswellen- und Elektrotherapie versucht werden. Für Vibrationstherapie, Laser, Infrarot, neuromuskuläre Elektrostimulation und viele andere Therapien fehlen entsprechende Studien – oder sie erwiesen sich als nutzlos. Wissenschaftliche Evidenz basiert immer auf tatsächlich durchgeführten (Doppelblind-) Studien, welche einzelne Therapie Massnahmen bezüglich durchschnittlicher Wirksamkeit analysieren und miteinander vergleichen.
Szenenwechsel. Diesmal geht Max Mustermann in die Spiraldynamik® Therapie. Gleich beim ersten Termin wird klar: Die «Beinspirale dreht falsch rum». Vor allem im rechten Bein. Daher der Knick-Senkfuss mit leichtem Hallux valgus, das Wegdriften des Kniegelenks nach innen auf der Treppe, die fehlende Beweglichkeit im Hüftgelenk, die Verspannungen auf der Oberschenkel Aussenseite. Zudem ist das Becken verdreht, was den Stress auf die rechte Knie-Innenseite verstärkt. Von diesen Fehlbelastungen leitet sich die Therapie ab: Ferse richten, die kleinen Muskeln der Hüftaussenrotation in der Tiefe des Gesässes aktivieren, Beinachsentraining mit Fokus auf den Drehrichtungen usw. All diese Therapieschritte lassen sich in einem Begriff zusammenfassen: «Die Beinspirale soll bei Max Mustermann wieder richtig rum drehen». Zuerst in seinem Alltag und auf der Treppe. Erst dann ist der Zeitpunkt fürs Krafttraining und für den gezielten Muskelaufbau gekommen. Auf den zweiten Blick schon fast logisch: Zuerst gilt es individuelle Fehlbelastungsmuster zu erkennen und zu eliminieren, dann kann’s losgehen mit dem Training.
Gibt es für das «Spiralprinzip im Bein» eine wissenschaftliche Evidenz? Nein! Diese Fragestellung hat noch niemand mittels Doppelblindstudie untersucht (wäre übrigens auch gar nicht möglich, da es keine Kontrollgruppe zum Homo sapiens gibt). Aber das Spiralprinzip im Bein ist offensichtlich, man könnte sagen selbst-evident: Es zeigt sich in der Knochenstruktur, im Verlauf der Beinmuskeln, in der Anordnung der Kniegelenksbänder, im Spiral-Muster der Nervenversorgungsgebiete (Dermatome).
Am Beispiel der Kniearthrose habe ich gezeigt, was die Unterschiede zwischen Physiotherapie und Spiraldynamik® Therapie sind. Die Unterschiede finden sich auf vier Ebenen: Patient, Therapeut, Wissenstheorie und Krankenkassen. Hier die Übersicht:
Trotz dieser Unterschiede überwiegen klar die Gemeinsamkeiten: Physiotherapie wie Spiraldynamik® Therapie verhelfen PatientInnen mittels Bewegung zu weniger Schmerz und weniger Einschränkung, zu mehr Gesundheit und mehr Wohlbefinden. Beide zusammen – ein echtes Traumpaar.
Und so funktioniert das Beinachsentraining in der Praxis:
Therapie «Beinspirale» mit Theraband (links) führt zum geraden Aufsetzen von Fuss und Knie (Mitte) und verhindert ein Wegknicken des Knies nach innen (rechts).
Christian Larsen
Dezember 2022
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